Diese Website benutzt Cookies.

Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Learn more

I understand

Theaterbesuch: „Der Besuch der alten Dame“

Friedrich Dürrenmatt zählt mit seinen nahezu 30 Stücken zu den bedeutendsten Schweizer Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Neben seinen Schauspielen entstanden zahlreiche theatertheoretische Schriften und ein beachtliches erzählerisches, häufig in Justiz- und Kriminalmilieu angesiedeltes Werk. Daher ist dieser außergewöhnliche Schriftsteller nicht ohne Grund fest im Lehrplan des bayerischen Gymnasiums verankert. Um den Schülern der 9., 10, und 11. Jahrgangsstufe des Simon-Marius-Gymnasiums die Möglichkeit zu geben, eines seiner bekanntesten Werke hautnah zu erleben, nahm die Schule die Möglichkeit wahr, das Theaterstück „Der Besuch der alten Dame“ gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Mädchenrealschule Hensoltshöhe, der Stephani-Mittelschule und der Wirtschaftsschule in der Stadthalle in Gunzenhausen zu besuchen.

Mit einer Besetzung von insgesamt nur fünf Schauspielern schaffte es die Theatergruppe des Fränkischen Theaters Schloss Massbach, die tragische Komödie auf eine besondere Art zu inszenieren. Claire Zachanassian, eine amerikanische Multimillionärin, kehrt in ihr armes und heruntergekommenes Heimatdorf Güllen zurück. Die prunkvolle Kostümierung der Hauptfigur steht dabei in einem starken Kontrast zu den Bewohnern des Dorfes, die anfangs lediglich in graue Unterwäsche gekleidet sind. Jeder von ihnen trägt nur eine Requisite als Erkennungsmerkmal. Außerdem bedient sich der Regisseur unterschiedlicher Verfremdungseffekte, so dass Regieanweisungen zum Teil von den Darstellern mitgesprochen werden. Dadurch wird der Anschein erweckt, dass nicht einmal für eine vernünftige Beleuchtung Geld vorhanden ist.

Das Bühnenbild ist ebenfalls sehr spärlich, was die Armut Güllens zusätzlich unterstreicht. Anfangs steht allein ein großer, weißer Sarg auf der Bühne, der sich mit nur wenigen Handgriffen in die verschiedenen Schauplätze verwandeln lässt. Dennoch ist dadurch der nahende Tod von Alfred Ill, provoziert durch die Rache der Claire Zachanassian, ständig präsent. Diese hat nämlich vor vielen Jahren aus dem Dorf fliehen müssen, weil sie von ihrem Geliebten Alfred Ill ein Kind erwartet und dieser damals Zeugen bestochen hat, die beschworen haben, auch eine Affäre mit Claire gehabt zu haben.

Ihrem Ruf entfliehend, wird sie im Ausland zu einer sehr wohlhabenden Frau und heiratet mehrere Millionäre. Die finanzielle Macht, die sie nun hat, nutzt sie, um sich an Alfred Ill zu rächen. Sie bietet den Bewohnern Güllens eine Milliarde, wenn man ihr den noch lebenden Ill tot vor die Füße lege. Die ärmlichen Güllener erwecken anfangs den Anschein, sich nicht kaufen zu lassen. In dem Glauben, dass Claire das Dorf auch ohne das „Opfer“ vor dem Untergang retten würde, verschulden sich die Bewohner zunehmend und bereiten so Alfred Ill Stück für Stück seinen Sarg. Ganz beiläufig verändert sich auf der Bühne die Kleidung der Dorfbewohner und auch das Sarginnere wird sukzessiv verziert und verkleidet.

Dieses Geschehen beobachtet Claire Zachanassian von ihrer höher gestellten Sänfte aus, die wie ein Thron über dem Geschehen platziert ist. Durch diese Erhöhung der alten Dame ist dem Zuschauer ihre Macht dauerhaft präsent und sie unterstreicht diese immer wieder beiläufig durch kleine Kommentare.

Letztlich nimmt das unausweichliche Ende seinen Lauf und das Publikum erlebt einen stilvollen Abschluss der tragischen Komödie und den Tod von Ill. Das schauspielerisch hohe Niveau der Darsteller, die zum Teil in mehreren Rollen eingesetzt waren, fand auch bei den Schülern großen Anklang. Wie in jedem Jahr gilt der Dank der Schulen der Stadt Gunzenhausen, die durch ihre organisatorische und finanzielle Unterstützung dieses Theatererlebnis für die Schüler ermöglicht hat.

dsc_0490
dsc_0494
dsc_0498
dsc_0499
dsc_0500
dsc_0503
dsc_0504
dsc_0506
dsc_0507
dsc_0508
dsc_0509
dsc_0513
dsc_0514
dsc_0515
dsc_0516
dsc_0517
smg_besuch_der_alten_dame
01/17 
start stop bwd fwd